Die Wahrheit über Muttermilch
Mythos oder Fakten?
Am 7. und 8. April findet in Florenz, Italien, das 12. Internationale Still- und Laktationssymposium statt, eine einzigartige Zusammenkunft von weltweit führenden Forschern auf dem Gebiet Muttermilch und Stillen. Das Symposium wird überzeugende neue Hinweise zur zentralen Bedeutung von Muttermilch für das Wohl von Kindern, Müttern und Gesellschaft liefern. Mythos oder Fakten? Finden Sie heraus, was Sie bereits wussten, was neu für Sie ist und was auf dem Symposium in diesem Jahr noch enthüllt wird.
Mythos oder Fakten? Die Wahrheit über Muttermilch
1. Weltweit werden 80 % aller Babies in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich gestillt.
MYTHOS. Nur 40 % aller Säuglinge werden ausschließlich gestillt, größtenteils deshalb, weil in den entscheidenden ersten Stunden nach der Geburt keine Stillensunterstützung vorhanden ist. Auf dem Symposium stellt Dr. Diane Spatz bewährte Strategien zur Verbesserung der Stillrate und zum Umgang mit Muttermilch vor, die sowohl für Industrieländer, Schwellenländer als auch Entwicklungsländer maßgeschneidert sind.
2. Durch die Holder-Pasteurisierung wird Spendermilch schonend behandelt, sodass die Milch all ihre wichtigen bioaktiven Eigenschaften behält.
MYTHOS. Bei der Holder-Pasteurisierung wird die Milch 30 Minuten lang auf 62,5 °C erhitzt, wodurch zahlreiche ernährungsphysiologische und bioaktive Eigenschaften der Muttermilch zerstört werden. Der Experte für Spendermilch, Dr. Guido Moro, stellt eine alternative Pasteurisierungsmethode vor, mit der mehr wertvollen Eigenschaften von Muttermilch erhalten werden könnten.
3. Muttermilch und Kuhmilch enthalten ungefähr die gleiche Menge an Oligosacchariden (Zucker).
MYTHOS. Bisher haben Wissenschaftler rund 40 Kuhmilch-Oligosaccharide und über 200 Humanmilch-Oligosaccharide (HMO) festgestellt. Humanmilch-Oligosaccharide haben eine präbiotische Wirkung, wodurch die Verdauung von Säuglingen gefördert und das Immunsystem aktiviert wird sowie schädliche Darmbakterien zerstört werden. Dr. Katie Hinde wird auf dem Symposium die großen Unterschiede zwischen der Milch unterschiedlicher Säugetiere erläutern.
4. Muttermilch ist für den wachsenden Säugling lediglich eine Nahrungsquelle. Sie kann problemlos durch Säuglingsnahrung mit denselben Inhaltsstoffen ersetzt werden.
MYTHOS. Muttermilch beinhaltet nicht nur Nährstoffe, sondern auch komplexe, bioaktive Elemente, die den Säugling beim Wachstum und bei seiner Entwicklung unterstützen. In Säuglingsnahrung istdavon hingegen nur ein Bruchteil enthalten. Der Referent Dr. Bo Lönnerdal erklärt auf dem Symposium, dass insbesondere Muttermilchproteine über einzigartige bioaktive Eigenschaften verfügen, welche die Säuglingsentwicklung unterstützen und voranbringen.
5. Die kraniofaziale Struktur von winzigen Frühgeborenen ist weich und sie sind deshalb noch nicht ausreichend entwickelt, um die Brust zu nehmen; sie trotzdem an dem Brust saugen zu lassen, kann zu einer dauerhaften Fehlbildung der kraniofazialen Struktur führen.
MYTHOS. Einem sehr klein Frühgeborenen dabei zu helfen, den Vakuumaufbau und die Saug-Schluck-Atem-Koordination fürs Stillen allmählich zu entwickeln, kann zu einer normaleren und gesünderen Entwicklung seiner kraniofazialen Struktur beitragen. Symposiums-Referentin Frau Dr. Donna Geddes erläutert den erheblichen positiven Einfluss, den Muttermilch auf die kraniofaziale und Hirnentwicklung von Frühgeborenen haben kann.
6. Als Grund für den Neugeborenenkollaps (lebensbedrohliches bis tödliches Ereignis) in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt wurde der verzögerte Hautkontakt zwischen Müttern und Neugeborenen auf der Entbindungsstation und in der Neugeborenenstation angeführt.
FAKT. Der Hautkontakt zwischen Mutter und Säugling in den ersten zwei Stunden des Lebens ist entscheidend, um den Säugling in seiner Bindung, der Entwicklung und seinem Wachstum zu unterstützen. Dr. Riccardo Davanzo stellt sein Protokoll vor, mit dem er dafür sorgen möchte, dass Mütter und Säuglinge bei ihrem ersten Hautkontakt unterstützt und begleitet werden.
7. Durch das Stillen könnte der Krebstod von nicht weniger als 25 000 Kindern pro Jahr verhindert werden.
FAKT. Fast 100 000 Kinder unter 15 Jahren sterben jedes Jahr an Krebs. Leukämie oder Lymphome machen 40 % dieser Krebserkrankungen bei Kindern aus und durch Stillen kann das Risiko dieser beiden Kinderkrebsformen um 64 % gesenkt werden. Muttermilch wird auch mit einer erheblichen Reduzierung des Brustkrebsrisikos für stillende Mütter in Verbindung gebracht. Die Referentin des Symposiums, Dr. Catharina Svanborg, hat 15 Jahre lang geforscht, bis sie entdeckte, dass die krebsbekämpfenden Eigenschaften von Muttermilch von der einzigartigen komplexen Substanz HAMLET herrühren. Könnte HAMLET eine Rolle beim Schutz vor 40 Krebsarten durch Muttermilch spielen?
8. Viele traditionelle Wachstumskurven für Neugeborene und Säuglinge basieren weiterhin auf mit Säuglingsnahrung gefütterten Säuglingen, die anders wachsen als Säuglinge, die Muttermilch erhalten.
FAKT. Säuglinge, die Muttermilch erhalten, wachsen anders als Säuglinge, die Säuglingsnahrung erhalten. Symposiums-Referent Dr. Luigi Corvaglia erklärt, warum neue Wachstums- und Entwicklungskurven für Neugeborene auf der Fütterung von Muttermilch anstatt auf der Fütterung von Säuglingsnahrung basieren sollten.
9. Auf der Neugeborenenstation ist es häufig für Eltern nicht möglich, ihre Frühegeborenen zu besuchen. Dies führt zu niedrigeren Stillraten, einer schlechteren Entwicklung der Säuglinge und zur Unsicherheit der Eltern bei der Pflege des Säuglings zu Hause.
FAKT. Durch die Aufnahme des elterlichen Kontakts und der elterlichen Pflege in das Neugeborenen-Programm lernen Eltern, wie sie besser für ihre empfindlichen Babys sorgen können. Der am Symposium teilnehmende Wissenschaftler Dr. Shoo Lee erläutert das „Familienintegrierte Pflegemodell“, das sich in drei Ländern bewährt und zu höheren Stillraten, einer besseren Säuglingsentwicklung und zu weniger Stress und Sorgen bei den Eltern geführt hat.
10. Großbritannien könnte jedes Jahr 30,1 Mio. GBP an direkten Gesundheitskosten einsparen, wenn alle Frühgeborenen eines Jahres mit Muttermilch gefüttert würden.
FAKT. Obwohl pro Jahr nur 10 % der Neugeborenen zu früh auf die Welt kommen, macht die Krankenhausbehandlung von Frühgeborenen weltweit 50 % aller Gesundheitskosten für Neugeborene aus. Die Präsentationsunterlagen der Ausstellung „Der gesundheitsökonomische Wert der Ernährung von Frühgeborenen mit Muttermilch“ auf dem Symposium zeigen, welch großen Nutzen die Ernährung von Frühgeborenen mit Muttermilch für die nationale Gesundheit und Wirtschaft hat.
Was war Ihnen neu? Was bedeuten diese Mythen und Fakten für das Wohl von Säuglingen, Müttern und der Gesellschaft? Nehmen Sie an dem Symposium teil und erfahren Sie noch viel mehr von den weltweit führenden Experten. Finden Sie heraus, welche Rolle Muttermilch wirklich in unserer Welt spielt.