Anatomie der laktierenden Brust
Wichtigste Ergebnisse
Die Untersuchungen an der University of Western Australia führten zu einigen bahnbrechenden Entdeckungen, die das vorherige Verständnis von der Anatomie der laktierenden Brust weitgehend revolutionierten.
Die wichtigsten Ergebnisse waren:
- Die Anzahl der Milch beträgt 4–18 anstatt 15 – 20
- Die Milchgänge verzweigen sich nahe an der Mamille
- Die bisher beschriebenen Milchseen existieren nicht
- Die Milchgänge können sich nahe der Hautoberfläche befinden, wodurch sie leicht komprimierbar sind
- Die Mehrheit des Drüsengewebes befindet sich innerhalb eines 30-mm-Radius um die Mamille
Die von Medela erstellte Abbildung veranschaulicht die neuen Forschungsergebnisse und wird mittlerweile in zahlreichen Lehrbüchern sowie auf vielen Webseiten verwendet.
Relevanz für die Praxis
Bezüglich der Stillpraxis gibt es drei wichtige Überlegungen:
- Ein rascher erster Milchspendereflex erhöht die Effizienz beim Abpumpen
- Brusthauben müssen für jede Mutter die richtige Größe aufweisen
- Die Hand, mit der die Brust beim Abpumpen gestützt wird, muss korrekt positioniert sein
1. Ein rascher, erster Milchspendereflex erhöht die Effizienz beim Abpumpen
Es werden keine größeren Mengen an Milch in der Brust gespeichert, da die bisher vermuteten „Milchseen“ nicht existieren. Daher muss der Milchspendereflex erfolgen, bevor Milch abgepumpt werden kann. Es ist bekannt, dass ein Baby anfangs schnell saugt, um den Milchspendereflex auszulösen. Forschungen belegen, dass auf einen schnellen ersten Milchspendereflex weitere folgen. Unter Verwendung einer 2-Phase Milchpumpe mit Maximum Comfort Vacuum (Vakuum mit maximalem Komfort) wird in den ersten sieben Minuten 80 Prozent der Milch abgepumpt (Kent et al. 2008)
Daher ist es wichtig, das Baby beim Stillen richtig anzulegen und eine Milchpumpe zu verwenden, die den Milchspendereflex optimal anregen kann.
2. Brusthauben müssen für jede Mutter die richtige Größe aufweisen
Eine auf die persönliche Größe der Mamille abgestimmte Brusthaube verhindert ein Zusammen- oder Abdrücken der Milchgänge, was die effektive Entleerung der Brust fördert.
3. Die Handposition: während des Stillens oder beim Abpumpen
65 Prozent des Drüsengewebes ist in einem Bereich von 30 mm um die Mamille verteilt. Die Milchgänge liegen relativ nahe an der Oberfläche. Daher muss während des Stillens oder Abpumpens auf die Position von Hand und Fingern geachtet werden. Druck auf die Milchgänge und das Gewebe kann den Milchfluss blockieren. Dies kann zu Milchstau und einer Reduktion der Milchmenge führen. Verbleibt Milch in der Brust, wird das Protein FIL (Feedback Inhibitor of Lactation) produziert. Wenn die Menge des Proteins ansteigt, wird ein Signal an den Hypothalamus gesendet, um Prolaktin und damit die Milchproduktion zu reduzieren. Um dies zu verhindern, sollte Müttern gezeigt werden, wie sie ihr Baby korrekt an der Brust anlegen und wie sie beim Stillen bzw. Abpumpen einen zu großen Druck auf die Brust vermeiden können.