Vorteile des beidseitigen Abpumpens
Beidseitiges Abpumpen
Erhöhte Milchproduktion
Die erhöhte Milchproduktion wurde bereits in vorherigen Studien beschrieben. Allerdings war bisher der Mechanismus hinter diesem erhöhten Menge unbekannt. In neuesten Forschungen wurde dieser mögliche Mechanismus geklärt. (Prime et al. 2012). Die Studie befasste sich mit Müttern termingeborener Säuglinge, die in randomisierter Reihenfolge an zwei Pumpvorgängen teilnahmen. An einem Tag pumpten die Mütter 15 Minuten lang gleichzeitig auf beiden Seiten ab. An einem anderen Tag pumpten sie 15 Minuten lang sequenziell ab. Der einzigartige Ansatz der Studie war, dass der Milchspendereflex einem Gerät zur Messung der Milchflussrate erfasst wurde.
Dr. Prime dazu: „Beidseitiges Abpumpen ist nicht nur schneller, sondern entnimmt die Milch auch effektiver. Ein zusätzlicher Milchspendereflex wird angeregt. Dies führt dazu, dass innerhalb von 15 Minuten 18 Prozent mehr Milchmenge abgepumpt werden kann. Dadurch wird mehr fettreiche Milch entnommen, was zu einer verbesserten Entleerung der Brust und zu Milch mit einem höheren Energiegehalt führt.“
An dem Tag, an dem die Mütter beidseitig abpumpten:
- wurde durchschnittlich 18 Prozent mehr Milch entnommen
- wurde ein höherer Prozentsatz der in den Brüsten vorhandenen Milchabgepumpt
- hatte die gepumpte Milch einen höheren Energiegehalt
- trat ein zusätzlicher Milchspendereflex auf
Ein zusätzlicher Milchspendereflex
Der neurohormonale Milchspendereflex mit dem Schlüsselhormon Oxytocin ist für den Milchfluss und die Aufrechterhaltung der Laktation von zentraler Bedeutung. Milch ist nur während der Milchspendereflexe verfügbar. Dabei handelt es sich um kurze, separate Zunahmen des intraduktalen Drucks, des Milchgangdurchmessers und der Milchflussrate.
Milchspendereflexe treten in beiden Brüsten gleichzeitig auf. Die Gesamtzahl der Milchspendereflexe liegt je nach Mutter zwischen 2 und 14 (Prime et al. 2011a). Das erklärt, warum sich die Milchentnahme von Mutter zu Mutter unterscheidet: Einige geben ihre Milch rascher ab, während andere etwas mehr Zeit brauchen. Während zwischen den Müttern Variationen auftreten, ist das Muster des Milchspendereflex einer Mutter im ersten Laktationsjahr sehr beständig (Prime et al. 2011b).
Die Messung der Milchspendereflexe bei beidseitigem und einseitigem Abpumpen hat gezeigt, warum beidseitiges Abpumpen eine größere Milchmenge liefert und die Brust besser entleert, nämlich weil das beidseitige Abpumpen einen zusätzlichen Milchspendereflex anregt.
Milch mit höherem Energiegehalt
Nach 15-minütigem beidseitigem Abpumpen lag der Fettgehalt der abgepumpten Gesamtmenge bei 8,3 Prozent. Dies ist signifikant höher als die beim einseitigen Abpumpen gemessenen 7,3 Prozent.
Das ist aus den folgenden Gründen wichtig:
- Während des Stillens/Abpumpens steigt der Fettgehalt ständig an. Ist der Fettgehalt der Milch höher, bedeutet dies, dass die Brust besser entleert wurde. Dies ist beim beidseitigen Abpumpen der Fall.
- Bekanntermaßen ist die gute Entleerung der Brust eine Voraussetzung dafür, die Milchproduktion aufrechtzuerhalten und zu steigern.
- Milch mit einem höheren Fettgehalt kann für Babys mit Wachstumsschwierigkeiten sehr wichtig sein.
Der kleine Magen von Frühgeborenen kann nur sehr geringe Milchmengen aufnehmen, daher muss die Milch einen möglichst hohen Energiegehalt aufweisen.
Es ist wichtig festzuhalten, dass das Gesamtergebnis beim beidseitigen Abpumpen nicht höher ist als beim Stillen des Säuglings. Der Vorteil des beidseitigen Abpumpens ist, dass die Ergebnisse eher dem Stillen an der Brust entsprechen und die Ergebnisse des sequenziellen einseitigen Abpumpens übertreffen.
Prime DK, Kent JC, Hepworth AR, Trengove NJ and Hartmann PE. Dynamics of milk removal during simultaneous breast expression in women. Breastfeeding Medicine 2011a; Vol 0(0); 1-6
Prime DK, Geddes DT, Hepworth AR, Trengove NJ and Hartmann PE. Comparison of the patterns of milk ejection during repeated breast expression sessions in women. Breastfeeding Medicine 2011b; Vol. 6(4): 183-190
Auerbach,K. Sequential and Simultaneous Breast Pumping: A Comparison. Int J Nurs Stud 27, 257-265 (1990)
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