Gründe für eine geringe Milchmenge

Eine unzureichende Milchmenge ist einer der am häufigsten genannten Gründe für ein frühzeitiges Abstillen. Eine zu geringe Milchbildung kann medizinische Ursachen haben, die das Baby daran hindern, effektiv an der Brust zu trinken. Dazu zählen Zungenverwachsungen, Gaumenspalten, neurologische Probleme, die Malabsorption von Nährstoffen sowie Stoffwechselstörungen. Können gesundheitliche Probleme des Babys ausgeschlossen werden, liegt die Ursache wahrscheinlich bei der Mutter.
Medela: Unzureichende Milchproduktion

Eine primäre Laktationsinsuffizienz tritt bei fünf Prozent der Mütter auf. Sie entsteht aufgrund von unzureichendem Drüsengewebe durch Brustanomalitäten, medizinischen oder kosmetischen Brust- oder Brustwarzenoperationen oder anderen Ursachen. Die sekundäre Laktationsinsuffizienz, die häufiger auftritt, ist meist die Folge von Stillfehlern oder dem Gebrauch von Säuglingsersatznahrung, was zu einer verringerten Milchsynthese und letztendlich zu einer unzureichenden Milchmenge führt. 

Anzeichen für eine zu geringe Muttermilchmenge

Beim Baby können verzögerter Stuhlgang, verringerter Urinfluss, Gelbsucht, Gewichtsverlust nach der Geburt und Lethargie beobachtet werden. Während des Stillens zeigt sich das Baby an der Brust schläfrig oder frustriert oder saugt nur kurzzeitig kontinuierlich. 

Überprüfung der Milchbildung

Ein Besuch bei einer Stillberaterin oder Hebamme ist der erste notwendige Schritt. Besteht der Verdacht einer unzureichenden Milchbildung, kann die Mutter unter Anleitung einer medizinischen Fachperson ihre Milchmenge messen, indem sie ihr Baby über einen Zeitraum von 24 Stunden vor und nach jeder Stillmahlzeit wiegt (ohne seine Kleidung zu wechseln). Die durchschnittliche normale Milchproduktion für gesunde, termingeborene Babys liegt zwischen 750 und 800 ml/Tag (Spanne von 478 bis 1356 ml/Tag) – siehe auch Was ist beim Stillen normal?

Behandlung

Zusammen mit einer Stillberaterin oder einer medizinischen Fachperson sollte ein Plan aufgestellt und seine Einhaltung überwacht werden. Der Schlüssel zur gesteigerten Milchbildung ist die häufige und gründliche Entleerung der Brüste. Da die meisten Babys ca. 67 Prozent der verfügbaren Milch aus der Brust trinken, sollte eine stärkere Entleerung der Brust zusammen mit einer häufigeren und effizienteren Milchentnahme der Mutter helfen, schneller Milch zu bilden.

In Zusammenarbeit mit der betreuenden Fachperson können folgende evidenzbasierte Strategien zur Steigerung der Milchmenge umgesetzt werden:

  • Hilfe bei Stillpositionen und Anlegen
  • Uneingeschränkter Hautkontakt während des Stillens und Förderung eines körperlich wie auch psychisch angenehmen Stillens
  • Häufigeres Stillen in Abständen von weniger als drei Stunden, 8–12 Mal pro Tag
  • Vorübergehendes Abpumpen nach jeder Stillmahlzeit; beidseitiges (simultanes) Abpumpen der Brüste führt zu einer höheren Milchentnahme und besseren Entleerung der Brust
  • Brustmassage während des Abpumpens
  • Verwendung von korrekt sitzenden Brusthauben während des Abpumpens: Sie sollten weder die Brüste abdrücken noch die Brustwarzen beschädigen. Ist der Tunnel zu eng, stehen mehrere Brusthaubengrößen zur Verfügung
  • Anwendung von Entspannungstechniken wie Musik und Tiefenatmung während des Abpumpens
  • Der Arzt kann der Mutter ein Galaktagogum verschreiben, ein Arzneimittel, das die Milchproduktion anregt. 
Literaturhinweise

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